Was Gemeinde ist und was sie nicht ist
Es ist unverständlich, welche Bilder und diffusen Vorstellungen viele Menschen, sogar Gemeindeglieder von der Gemeinde Jesu Christi haben.
Die Bibel geht davon aus, dass Christus in den an ihn gläubig Gewordenen lebt und der Heilige Geist in ihnen wohnt, dass aber auch wir als Gläubige in Christus sind. Sie sagt auch deutlich, dass die Gemeinde der Leib Christi auf Erden ist, aber auch das Haus und der Tempel Gottes und des Heiligen Geistes. Das wiederum bedeutet auch, dass die Gemeinde sowohl eine himmlische Größe, als auch eine irdische Größe ist.
Wie ist das zu verstehen?
Gemeinde Christi wird schon dort sichtbar, wo zwei oder drei in dem Namen Jesu Christi versammelt sind. Man sagt, das sei die kleinste Kirche oder Gemeinde Jesu Christi der Welt, denn da ist Christus mitten unter ihnen!
Aber bei dieser kleinen Zahl bleibt es nicht. Denn auch da, wo 100, 1.000, 100.000 oder noch mehr Gläubige an einem oder an mehreren Orten in dem Namen Christi versammelt sind, ist Gemeinde Jesu Christi und ist er mitten unter ihnen.
Diese gesamte Gemeinde Christi auf Erden ist verbunden mit denen, die schon vollendet sind. So machen sie alle auf Erden und im Himmel auch die himmlische Größe der Gemeinde Jesu Christi deutlich.
Es gibt für die Gemeinde Christi auf Erden weitere Bilder. So ist sie eine berufene Jüngerschaft, eine Lebens-, Schul- und Lerngemeinschaft, wo Männer und Frauen Nachfolge Christi leben und sich senden lassen zum Dienst für Gott und an Menschen in dieser Welt.
Gemeinde ist auch Rettungsboot und Zufluchtsort für solche, die Gott, Rettung, Vergebung, Erlösung, Befreiung und Hilfe brauchen und suchen.
Gemeinde ist auch Familie, wo Menschen unterschiedlichen Geschlechts, Alters, Familienstandes, Rasse, Herkunft und Bildung Christus und einander angenommen haben und in mehr oder weniger enger Gemeinschaft in Gemeinden oder Kommunitäten leben, mit dem Bedürfnis, Gott zu ehren und zu loben und mit dem Auftrag, Zeugen Jesu Christi zu sein.
Nach dem biblischen Zeugnis in Hebr.10,25 u.a. („Last uns nicht verlassen unsere Versammlungen“), kann niemand ohne Gemeinde Christ sein. Wenn wir wirklich begriffen haben und nachvollziehen, was Gemeinde ist, dann werden wir unserer Berufung und Bestimmung mit Freuden nachkommen. Vielleicht gelingt es uns besser, uns von den Klischeevorstellungen über Gemeinde Christi zu lösen, wenn wir uns auch klar machen, was Gemeinde nicht ist.
Das soll in folgenden 14 Punkten deutlich werden.
1. Die Gemeinde ist kein Einheitsbrei.
Wenn Einheit und Einigkeit ein besonderes Merkmal der Gemeinde Jesu ist, hat sie keine verwischten Grenzen, sondern klare Konturen. Paulus sagt im 1. Korintherbrief: „Ich habe es alles Macht, aber es frommt nicht alles“ oder „Es ist mir alles erlaubt, aber es soll mich nichts gefangen nehmen.“ Damit zeigt er Grenzen unseres Lebens und Handelns auf.
Das würde auch bedeuten: Alles in der Gemeinde muss an dem Wort Gottes, das er uns offenbart hat, am Heiligen Geist und seinen Wirkungen gemessen werden und nicht an persönlichen theologischen Erkenntnissen und Lieblingsgedanken. Einheit der Gemeinde ist nicht begründet oder zu finden in einer ausufernden Toleranz, die ungeprüft alles hinnimmt und duldet, was auf dem Markt der Religionen angeboten wird, sondern allein unter dem Kreuz Christi!
2. Die Gemeinde ist keine Insel der Seligen.
Der persönliche, innere Friede ist ein großes Gut. Von manchen Menschen wird Frieden so verstanden, dass er nur in der Zurückgezogenheit mit sich selbst oder mit seinem Gott allein zu finden sei, erlebt und gelebt werden könne. Weil sie Menschen und Auseinandersetzungen als Friedensstörer empfinden, ziehen sie sich zurück. Das aber ist ein Irrweg! Denn Frieden gibt es nicht durch Flucht aus schwierigen Situationen und Konflikten, sondern durch die Begegnung mit Christus und auch mit anders denkenden Menschen. Gerade die Auseinandersetzung mit ihnen, das Lösen von Konflikten, die Vergebung, die Versöhnung, der Friedensschluss, das versöhnte Leben und die Gemeinschaft mit Gläubigen macht glücklich und lässt uns im Frieden leben. Ohne diese Gemeinschaft werden Menschen zu weltfremden, scheinheiligen Eigenbrödler, die ihr geistliches Leben aufs Spiel setzen.
Ohne Auftrag und ohne Befolgung der Weisung Jesu Christi, Gemeinschaft zu suchen und zu leben, sind Menschen wie Schafe, die sich von der Herde und vom Hirten getrennt haben. Darum die Mahnung der Bibel, beieinander zu bleiben, alles gemeinsam zu haben und füreinander da zu sein damit niemandem etwas mangelt.
3. Die Gemeinde ist kein exklusiver Verein.
Wenn auch in der Gemeinde das, was Gemeinschaft zerstört, abgewiesen werden muss und sie sich rein halten soll von dem Bösen und dämonischer Infiltration, kann sie doch nicht nur unter sich und gegen Fremde oder Fremdes abgeschlossen sein. Sie soll einen Ort präsentieren, wo Leben nach dem Wort Gottes und in der Gemeinschaft mit Gläubigen möglich ist. Solange Gemeinde auf Erden ist, ist sie sowohl für Gott, als auch für die Welt da!
Wenn die Gemeinde Leben aus Christus hat, ist sie mit einer geistlichen Kraft ausgerüstet und muss sie, gemäß ihrem biblischen Auftrag, ein offenes Haus haben. Sie darf und muss ohne Angst, sich mit Sünde zu infizieren, Menschen ohne Ansehen der Person, also auch Sünder, zu sich einladen, um ihnen Christus nahe zu bringen.
4. Die Gemeinde ist keine verschlossene Festung.
Dennoch ist die Gemeinde eine Burg, wo Menschen Schutz suchen; ihn finden sollen und können. Sie ist zwar angreifbar und verwundbar, dennoch ist sie weder von Mächten der Finsternis einnehmbar noch zerstörbar. Sie ist so gesichert, dass Feinde keinen Zugang finden. Dennoch ist sie offen für solche, die Zuflucht suchen. Jeder soll in seiner Not Zugang finden, Einlass bekommen und Geborgenheit und Frieden erfahren.
Die Gemeinde ist von Gott bewacht, von seinen Engeln geschützt und mit Wächtern ausgestattet, die ihren von Gott gegebenen Gaben entsprechend ausgerüstet, bei Einlassbittenden Vertrauen wecken und andererseits satanische Einbruchsversuche erkennen und zurückweisen sollen und können.
5. Die Gemeinde ist kein Schmuseklub.
Ganz gewiss darf es in einer Christengemeinde nicht an Nähe und Herzlichkeit fehlen, schließlich ist Herzlichkeit ein besonderes Erkennungsmerkmal. Auch Streicheleinheiten sind notwendig. Sie tun der Seele gut. Aber gewiss nicht vereinnahmend oder in dem Stil: „Piep, piep, piep! Wir haben uns alle lieb!“, sondern in Aufrichtigkeit und Achtung voreinander.
Das bedeutet: Jeder soll und muss in der Christusnachfolge die Anweisungen zum geistlichen Leben deutlich hören und soll sie auch befolgen. Fehlverhalten (Sünde, Schuld) darf nicht aus Angst vor negativen Reaktionen „unter den Tisch gekehrt“ werden. Geschieht dies doch, wird nicht nur der Betreffende Schaden erleiden, sondern kann es der ganzen Gemeinde die Vollmacht nehmen und sie zerstören.
Liebe deckt zu! Aber sie tut es, wenn jemand dem Wirken des Geistes Gottes folgt, seine Schuld, seine Sünde aufdeckt und sie vergeben ist.
Darum soll geistliche Leitung, biblische Belehrung, ernste geschwisterliche Ermahnung und Zurechtweisung von denen, die „auf unsere Seelen Acht haben sollen“ nicht zurückgewiesen, sondern angenommen werden.
6. Die Gemeinde ist kein Wohlfühlverein.
Wenn Gemeinde auch als ein Zuhause und als Familie erfahren werden soll, ist sie doch auch ein Ort der Auseinandersetzung. Es ist legitim, dass jeder seine Art, seinen Stil, seine Geschichte, seine Lieblingssachen, seine Angewohnheiten und seine Vorgehensweise hat.
Wichtiger als sich in der Nähe anderer wohl zu fühlen ist, dass ich dazu beitrage, dass sich die anderen in meiner Nähe wohl fühlen. Das bedeutet: Ich kann den Raum oder Auftrag (Familie, Gemeinde, Gruppe, Arbeitskreis usw.) nicht einfach verlassen, weil mir das Gemeinschaftsleben nicht ausreicht, weil mir die Art und Weise der Verkündigung, der Musikstil oder der Gemeindegesang nicht gefällt; weil manches bei mir Unwohlsein bewirkt, weil mir jemand unsympathisch oder auf den Fuß getreten ist oder weil die anderen nicht so wollen, wie ich will. Warum halte ich den anderen nicht aus? Fehlt es mir an der Liebe Christi?
Wer bestimmen oder leiten will, muss hören und gehorchen gelernt haben! Das trifft auf jegliche Zusammenarbeit zu. Ergo: Wer sich wohl fühlen will, muss dem anderen zum Wohlsein verhelfen, muss auf ihn zugehen, darf ihn nicht meiden.
7. Die Gemeinde ist keine „heile Welt“.
Auch wenn in der Gemeinde Heilung in jeder Hinsicht erfahren werden soll und erfahren wird, bleiben Christen doch nicht vor Versuchung, Krankheit, Verfolgung und Martyrium verschont. Weil aber Christus die Mitte der Gemeinde ist, ist sie auch ein Ort der Heilung, sowohl von Krankheiten, als auch von Lebenskrisen oder –Schicksalen. Menschen erfahren Vergebung ihrer Schuld und Befreiung von Ängsten und Gebundenheiten. Andere bekommen Kraft und Frieden Krankheiten und schwierige Lebenslagen zu bewältigen.
Dennoch kann es sein, dass mancher (oder jeder?) nach seiner Umkehr zu Christus Ecken und Kanten behält, an denen sich andere verletzen können. Auch in der Gemeinde Christi kann es Reibereien geben, können Menschen Anstoß geben oder nehmen. Aber gerade dann kann ein Prozess der Vergebung, der Versöhnung und der Heiligung einsetzen. Auf die Weise werden Ecken und Kanten bei uns durch die Liebe Christi abgeschliffen, so dass wir weniger verletzend werden.
8. Die Gemeinde ist kein Interessenverein.
Auch wenn jeder in der Gemeinde eine Umkehr zu Christus vollzogen hat, jeder eine besondere Christuserfahrung hatte und das gemeinsame Interesse darin besteht, ein Leben mit Christus und für Christus zu führen, gibt es doch unterschiedliche, menschliche Erwartungen und Interessen.
Was uns in Wahrheit miteinander verbindet, ist nicht ein gemeinsames Hobby oder ein Spleen für gewisse Stunden oder Zeiten, ist nicht ein Sonntagsgottesdienst, ein Haus-, ein Gebetskreis oder eine Arbeitsgemeinschaft für 1-2 Stunden in der Woche, sondern das neue gemeinsame Leben, das alle unsere Lebensbereiche betrifft. Die Bibel vergleicht die Gemeinde mit einem Leib, bei dem alles durch Gelenke, Glieder und Organe miteinander verbunden ist. Nur so funktioniert der Leib!
Darum besteht das gemeinsame Interesse der Gläubigen zunächst im Leben in Christus und im Dienst für ihn. Diesen Dienst hat jeder mit seinen spezifischen Gaben ohne Gleichmacherei und ohne einen anderen zu kopieren, gemäß dem Auftrag Jesu Christi auszurichten. Auf diese Weise vertreten wir nicht unsere theologischen, sondern die biblisch-geistlichen Interessen des Reiches Gottes!
9. Die Gemeinde ist kein Wohltätigkeitsverein.
Auch wenn man sich in der Gemeinde der Not anderer annehmen soll, kann damit nicht gemeint sein, dass jeder erwarten kann, dass die Gemeinde besonders für ihn da sein muss. Gewiss kann jeder Erwartungen äußern, aber er kann eine Hilfeleistung nicht einfordern, so wie man die Lieferung eine Ware gegen Bezahlung einfordern kann. Wir können nicht die eigene Leistung nur mit dem Zweck einer Gegenleistung erbringen, also Leistungen gegeneinander aufrechnen.
In der Gemeinde Jesu kann Wohltätigkeit nicht einmal vom Bedürftigen als Einforderung verstanden werden, sondern als eine Dienstleistung der Liebe, die von jedem erbracht werden soll. Es gibt Menschen, die nur ihre eigene Not sehen und meinen, auf Hilfe Anspruch zu haben. Dann hört man die Klage: „So schlecht wie mir, geht es keinem anderen!“
Darum merke sich jeder: Gemeinde bedeutet, dass jeder sich zeigen lässt, (auch ich mir zeigen lasse, wo ich), wo er dem anderen wohl tun kann ohne auf die Wohltat eines anderen zu spekulieren.
10. Die Gemeinde ist kein Ort des Spektakels.
Auch wenn Anreize zur Umkehr des Menschen zu Gott, und zur Nachfolge Christi im Gottesdienst ihren Platz haben und moderne Mittel eingesetzt werden müssen, um an Menschen unserer Zeit heranzukommen, darf doch das geistliche Anliegen nicht darunter leiden! Musikalische Darbietungen, Sketche, Laienspiele, Kabarett, Spiel, Sport und ähnliches dürfen das geistliche Wort und das Anliegen Gottes nicht verwässern, verdrängen oder ihm gar zuwider handeln.
Ein Gottesdienst muss auch von der Freude bestimmt sein, erreichen aber die Beiträge die Dimension des Spektakulären, bekommen sie eine Eigendynamik. Sie wecken und streicheln vielleicht die Gefühle, können aber die Sinne des Menschen trüben und es ihm schwer, oft sogar unmöglich machen, nüchterne Entscheidungen zu treffen. Darüber hinaus kann Spektakuläres dahin führen, dass der Heilige Geist nicht mehr die Herrlichkeit Gottes groß macht, dass das Wort Gottes nicht die Tiefen des Gewissens trifft und das Wirken des Heiligen Geistes verhindert wird. Die Folge davon ist: Er zieht sich zurück! In rechter, das heißt, in geistlicher Weise angewandt, können jedoch auch die so genannten modernen Mittel der Verkündigung zu einem Transportmittel der Guten Nachricht werden.
11. Die Gemeinde ist kein Selbstbedienungsladen.
Auch wenn in einer Gemeinde alles reichlich vorhanden sein soll, was das geistliche Leben des einzelnen aufbaut und fördert, kann es doch nicht nur so sein, dass sich jeder, ohne selbst etwas zu investieren, nur die besten Stücke herauspickt, die seine eigenen geistlichen Bedürfnisse befriedigen; dass er sich aber zurückzieht, wenn das Angebot nach seiner Meinung nicht mehr so attraktiv ist.
Gemeinde ist kein Versorgungsunternehmen, das man aufsucht, um religiöse und seelische Bedürfnisse zu befriedigen. Wenn dann der eigene „Laden“ nichts „Vernünftiges“ mehr anzubieten hat, läuft man in einen anderen und scheut weder Zeit noch Kosten. Mancher hat sich, etwa auf Großveranstaltungen und Konferenzen geistlich den Magen verdorben, weil er nur Höhepunkte in seinem geistlichen Leben zulassen wollte. Die Folge war, dass er danach nicht mehr fähig war, die „Hausmannskost“ der eigenen Gemeinde aufzunehmen. Jeder in der Gemeinde muss bereit sein, auch etwas zu verdauen, was nicht nur seinen Gaumen kitzelt, sondern woran er zu knacken hat und was zu seiner geistlichen Auferbauung notwendig ist.
12. Die Gemeinde ist kein Pflegeheim.
Auch wenn es leiblich, seelisch oder geistlich Schwache und Kranke gibt und einer sich um den anderen kümmern soll, kann eine Pflege bzw. eine Rundum- Versorgung von keinem Gemeindeglied eingefordert werden. Niemand darf einen anderen zu einem geistlichen Pflegedienst nur an sich selbst verpflichten oder eine fordernde Erwartungshaltung einnehmen und als Konsument unentwegte Aufmerksamkeit über die Mitleidstour beanspruchen.
Niemand soll sich nur pflegen lassen oder sich nur selber pflegen. Jeder soll auch für den anderen da sein. Darum sind alle aufgerufen, die Pflegedienste zu verrichten, für die sie Kraft, entsprechendes Vermögen, den Auftrag und Vollmacht haben. Auch der Schwache und sogar Todkranke, bekommt von Gott eine Möglichkeit, mit dem wenigen, was er noch hat, zu wuchern, das heißt, vielleicht auf einem ganz anderen Gebiet als dem, auf dem er sich selbst befindet oder was ihn gerade selbst betrifft, einem anderen vielleicht nur ein geringes Gutes zu tun. Nach den Möglichkeiten und Kräften, die Gott jedem unterschiedlich gegeben hat, kann sogar von einem Pflegebedürftigen irgendeine Hilfe durch Wort und Tat geleistet werden.
13. Die Gemeinde ist kein Sanatorium.
Auch wenn Gemeinde ein Ort der Erholung, Regenerierung und Heilung ist, wo Leib und Seele gesunden können, ist sie doch kein Ort, der dem einzelnen die Verantwortung für sein Tun abnimmt. Sie ist kein steriler Raum, wo „Mimosen“ gezüchtet werden, die sich krank verhalten, wenn sie nicht genügend beachtet werden.
Von jedem Menschen – und gerade von jedem, der durch Christus neues Leben bekommen hat – kann erwartet werden, dass er seinen oder sie ihren Willen zur völligen Gesundung oder Befreiung einsetzt, auch wenn dies nur ein Restwille sein mag. Das „Ich kann nicht!“, ist eine Ausrede, die nicht einmal ein Beinamputierter ausspricht, wenn er eine Möglichkeit bekommt, mit einer Prothese zu laufen. Er wird es zumindest versuchen.
Von jedem Glied einer Christusgemeinde kann Gott erwarten, dass es bereit ist, einander zu ermutigen und zu unterstützen. Unterstützung ist möglich, auch wenn der eine links und der andere rechts hinkt!
14. Die Gemeinde ist kein Museum.
Auch wenn gute Traditionen geachtet werden sollen, weil sie zu ihrer Zeit ihren Platz im Leben einzelner und der Gemeinde hatten, müssen sie doch auch zum geistlichen Leben heute beitragen. Anders sollte man sie nicht pflegen. Wenn Vergangenes nur ehrfürchtig oder gar sehnsuchtsvoll bestaunt wird und nicht zu zukunftsorientierten Maßnahmen herausfordert, hat es keinen geistlichen Wert. Eine fromme Brauchtumspflege führt zur Glorifizierung des Früheren, fördert die Schwärmerei und lenkt von dem ab, was in der Gegenwart für das Wachstum des Glaubens und der Gemeinde wichtig ist.
Wenn alles seine Zeit hat, dann hatte das Alte früher seine Zeit gehabt und das Neue heute! Freuen wir uns am Alten und lernen wir daraus! Wagen wir aber auch immer wieder das Neue, auch wenn es noch keine Bewährungszeit vorweisen kann! Das heißt Vertrauen, das heißt Glauben!
Willi Bergemann, Wolfenbüttel, September 2005