Die Bedeutung des Abendmahls
von Willi Bergemann
Welchen Stellenwert hat das Abendmahl im Leben der Christen? Das ist eine immer wiederkehrende Frage, wenn es um Dogmen und geistliche Erkenntnisse im ökumenischen Gespräch geht.
Wenn wir vom Gläubigwerden und von der Taufe auf Grund des Glaubens sprechen, muss auch etwas über das Abendmahl gesagt werden, gewissermaßen als Anleitung und Hilfe.
Wie die Taufe ist auch das Abendmahl kein Rettung oder Gnade wirkendes Heilsmittel. Dennoch wird es eine segensreiche Auswirkung auf unser Leben haben. Die rettende Gnade erfährt jedermann durch Christi Tod (Blut) und Auferstehung (Leben). Taufe und Abendmahl sind von Christus für die eingesetzt, die an ihn gläubig geworden sind. Dadurch wird ihre Rettungsgewissheit gefestigt und ihr Glaube gestärkt. Und es gelingt Nachfolge Christi!
Die Gemeinde der Gläubigen feiert seit der Auferstehung Jesu Christi das Abendmahl. Es wird auch als Mahl des Herrn oder als Herrenmahl und in der katholischen Kirche als Eucharistie bezeichnet.
I. Worauf geht das Abendmahl zurück?
Jesus hatte seinen Nachfolgern während des letzten Passahmahls das heilige Vermächtnis und damit die konkrete Weisung gegeben, auch später Brot und Wein, bzw. den Kelch unter sich zu teilen. Während sie das tun, sollten sie sich an dieses letzte gemeinsame Mahl vor seinem Leiden und Sterben erinnern.
In Lukas 22, 14-20 sagt Jesus: „Mich verlangt herzlich danach, dies Passahlamm mit euch zu essen, bevor ich leide. Ich werde es nicht mehr essen, bis es erfüllt wird im Reich Gottes.“
Als er dann den Kelch nahm, den sie untereinander teilen sollten, sagte er: „Ich werde von nun an nicht vom Gewächs des Weinstocks trinken, bis das Reich Gottes kommt!“
Das Brot, das er dann brach und austeilte, sollten sie zu seinem Gedächtnis essen. Die Betonung liegt mehr auf dem Zerbrechen als auf dem Essen.
Der eine Kelch, samt dem Inhalt, deutet auf den neuen Bund und weist auf das Blut, das zunächst für die Jünger (für euch), dann aber auch für jeden anderen vergossen wird. Hier liegt die Betonung mehr auf dem Vergießen als auf dem Trinken.
Beides aber bedeutet: Die zu ihm Gehörenden haben Teil an Christi Werk der Vergebung, der Erlösung, der Versöhnung mit Gott und am Reich Gottes.
Über den späteren Vorgang der Abendmalfeier zur Zeit der ersten Jüngergemeinde, also nach Tod und Auferstehung Jesu Christi, gibt es nur eine Aussage im Neuen Testament und zwar in Apostelgeschichte 2, 41-47.
Dort ist die Rede von 3.000 Menschen, die das Wort angenommen hatten, getauft wurden und der Jüngergemeinde, die bis dahin wohl 120 Gläubige ausmachte, hinzugetan wurden. Sie hielten fest an der Lehre der Apostel, an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und am Gebet. Sie pflegten Gütergemeinschaft, versammelten sich einmütig im Tempel und brachen das Brot hin und her in den Häusern. Ihre Mahlzeiten nahmen sie mit Freuden und Herzenseinfalt ein, sie lobten Gott und waren dem ganzen Volk gegenüber gütig. Gott führte dann täglich neue Menschen hinzu, die gerettet wurden und auf dasselbe Ziel ausgerichtet waren.
Was Paulus später in 1.Kor.11 schreibt, vermittelt uns einen Einblick in die nächste Generation der Gemeindegeschichte.
Den vielen neuen Gemeinden werden hier Erläuterungen zur ursprünglichen Abendmahlsfeier gegeben. Paulus hatte sie nach eigenen Aussagen vom auferstandenen Herrn durch den heiligen Geist empfangen.
II. Das letzte Abendmahl Jesu und das erste Abendmahl der Jüngergemeinde.
Das Mahl, das Jesus mit seinen Jüngern noch vor dem Verrat durch Judas, vor seiner Verurteilung, vor seinem Tod und vor seiner Auferstehung feierte, war ein Abschieds- und Vermächtnismahl! Es war also nicht das neutestamentliche Mahl, wie es später in den Christengemeinden im Blick auf den Gekreuzigten und Auferstandenen gefeiert wurde.
Worin besteht der Unterschied zwischen dem letzten Mahl Jesu mit seinen Jüngern und dem Mahl nach Pfingsten, das die erste Jüngergemeinde feierte und nun die weltweite Christusgemeinde feiert?
Das Mahl zum Passahfest war nicht nur eine symbolhafte letzte Mahlzeit Jesu mit seinen Jüngern, sondern eine Mahlzeit des noch nicht gestorbenen und auferstandenen Christus mit ihnen.
Das erste Abendmahl der Gemeinde aber nach Christi Tod ist das Mahl des auferstandenen Christus, dessen Tod wir verkündigen sollen bis er wiederkommt!
Das bedeutet: Das Abendmahl der Gemeinde nach Jesu Auferstehung hat einen anderen Stellenwert!
Wenn auch der Vollzug aller Abendmahlfeiern eine Art Wiederholung der ersten Mahlfeiern ist, stehen die Mahlfeiern jetzt unter anderen Vorzeichen!
Und zwar nicht unter den Vorzeichen des Leidens und Sterbens, des Abschiednehmens, des baldigen Todes und der Traurigkeit, sondern unter dem Vorzeichen der Auferstehung und der Hoffnung auf die herrliche Wiederkunft Jesu Christi!
Gleich nach Pfingsten wurden die Gottesdienste der nun mehr als 3.000 Gläubige zählenden Gemeinde noch im Tempel gefeiert.
Das Abendmahl wurde dort aber nicht gehalten. Vielmehr „brachen sie das Brot hin und her in den Häusern“!
Das bedeutet: Sie kamen zum gemeinsamen Essen zusammen und feierten gerade dort auch das Abendmahl, wo der Ort ihrer intensiven Gemeinschaft war. Wo sie zusammen beten konnten. Wo sich viele an den Versammlungen beteiligen konnten ohne anonym bleiben zu müssen.
Dorthin konnten sie Angehörige, Freunde und Fremde einladen. Und sie konnten ohne Scheu ihre Erfahrungen mit dem Auferstandenen einander mitteilen.
So kam man in regelmäßigen Abständen, meist am ersten Tag der Woche in größeren, aus etwa 40 bis 150 Gläubigen bestehenden Hausgemeinden zusammen. Man traf sich in und außerhalb Jerusalems in Synagogen, vielleicht auch in Bezirken, in öffentlichen Gebäuden oder im Freien.
Die Apostel zogen vielleicht von Haus zu Haus, um zu lehren. So kann es schon bald Hunderte von Hausgemeinden gegeben haben.
Später erfahren wir, dass die erste Versammlung auf europäischem Boden eine Freiversammlung war. Sie fand an einem Fluss statt. Eine wohlhabende Frau, namens Lydia kam zum Glauben an Christus und bildete eine Hausgemeinde. Aus den biblischen Berichten erfahren wir, dass sich in Griechenland Hausgemeinden auch nach Herkunft und Interessen bildeten.
Das Abendmahl der Jüngergemeinde hatte immer Erinnerungs- und Verkündigungscharakter. Man sprach darum bei dieser Feier vom gestorbenen, auferstandenen und wiederkommenden Herrn. Denn nur einer, der gelebt hat, gestorben und auferstanden ist, ist lebendig und kann auch wiederkommen!
Wenn in den Einsetzungsworten zum Abendmahl steht: „Ihr sollt den Tod des Herrn verkündigen bis er kommt“, kann man daraus entnehmen, dass immer auch Fremde zu diesen Feiern eingeladen wurden. Nicht um am Abendmahl selbst teilzunehmen, sondern damit sie hören, sehen und miterleben, wie freundlich der Herr mit seiner Gemeinde ist, die das Mahl feiert. Ungläubige bekommen mit, welche Verbindung der zum Himmel aufgefahrene Christus mit seiner Gemeinde hat.
Sie sollten erkennen, dass Jesus nicht tot, sondern auferstanden ist und lebt, und dass er seine Macht beweist durch Zeichen und Wunder.
So scheint es nur folgerichtig zu sein, wenn die Bibel berichtet, dass sich Menschen bekehrten und täglich Tausende zur Gemeinde hinzu kamen.
Die Apostelgeschichte berichtet in Kap. 20, 7-11, dass es in Troas, wie auch in anderen kleinasiatischen Gemeinden eine einzige Ortsgemeinde gab, wo sich die ganze Gemeinde am ersten Tag der Woche zum Brotbrechen versammelte. Auch wenn hier ein besonderer Anlass nämlich der Besuch des Paulus vorlag, muss es sich doch um eine reguläre, also nicht außerplanmäßige Wochenversammlung gehandelt haben. Woraus man schließen kann, dass dies eine feste regelmäßige Einrichtung war.
In der Muttergemeinde Jerusalem hat man wohl täglich das Abendmahl gefeiert. Es schloss sich an die allgemeine Abendmalzeit an.
III. Die Entwicklung des Abendmahls
Wir erinnern uns: Das erste, und berichtete Abendmahl entwickelte sich aus der gegebenen Situation. Man kam zunächst wie jedes Jahr zum gemeinsamen Essen des Passahlammes zusammen. Es war eine allgemeine Abendmahlzeit, die nicht zuletzt um des Wohlbefindens willen mit Brot, Wein und eventuellen Zutaten genossen wurde.
Die Zutaten befanden sich in einer größeren Schüssel. Während dieses Mahles am Abend wurde zum Passahlamm Brot gereicht und man tauchte sein Brot in diese Schüssel mit den Zutaten (Kräutern usw.). Gerade als Jesus sein Brot hineintauchte, tat es auch ein anderer. Aus dem Bericht wissen wir, dass es Judas war, der Jesus dann verriet. Es ist nicht sicher, ob Judas kurz danach den Saal verließ oder ob er bei der sich nach dem Mahl anschließenden Handlung noch anwesend war. Es könnte also durchaus sein, dass Judas nicht an diesem letzten Teil des Abendmahles teilgenommen hat.
Wenn wir auf den Text achten, geschah das Weitere nach dem eigentlichen Abendmahl bei dem das Passahlamm verzehrt wurde. Es bildete den sonst nicht üblichen Schluss der Feier. War also für die Jünger ein überraschendes Element.
Jesus nahm plötzlich ein noch vorhandenes ganzes Fladenbrot, das vor ihm lag, zerbrach es und deutete dieses Zerbrechen des Brotes auf seinen Leib, der zerbrochen wird, also auf seinen Tod. Ähnlich tat er es mit seinem vor ihm stehenden noch gefüllten Weinbecher.
Wenn Jesus sagt: „Dieser Kelch..“, ging es ihm anscheinend nicht so sehr um den Inhalt des Kelches – jedes andere Getränk könnte Erinnerungen an vergossenes Blut wecken – sondern es ging um den einen Kelch aus dem getrunken wird. Es ging ihm offensichtlich nicht um den einen Wein, sondern um das Vergießen des Inhalts.
Das übersehen oder überhören wir oft! Ein Brot, ein Kelch! So heißt es in der Schrift! Das zielt zunächst ab auf einen Tod für alle! Es zielt dann auch ab auf eine Gemeinde! Es ist ein Gemeinschaftsmahl! Von daher habe ich meine ernstlichen Bedenken, ob die Bedeutung des Abendmahls richtig erkannt worden ist.
Wenn wir es als Mahl der Gemeinde, als Gemeinschaftsmahl verstehen müssen, würde sich das Abendmahl als persönliches Heiligungsmittel verbieten. Vielleicht würde es auch das exklusive Mahl in einem frommen Zirkel verbieten. Oder sogar das Krankenabendmahl.
Denn gerade hier, wie auch sonst, kann sich magisches Denken und Aberglaube in Bezug auf die Wirkung des Abendmahls einschleichen.
Dass man sagt: Das Abendmahl würde unser Leben ordnen, uns unsere Sünden vergeben; es würde uns retten; es würde uns heilen. Gerade das tut das Abendmahl nicht! Das tut allein der Herr! Wenn es auch Begleiterscheinungen geben wird. Unser Herr rettet uns! Unser Herr vergibt uns unsere Sünden! Unser Herr ordnet unser Leben durch sein Wort. Unser Herr heilt uns durch sein Wort!
Es liegt auf der Hand, dass die Abendmahlsfeiern der Gemeinde auch mit Frohlocken gefeiert wurden! Nicht eine Bußstimmung gab den Ton an, sondern Freude über Vergebung der Sünden; eine frohe Stimmung der Hoffnung auf Jesu Wiederkunft und seine Herrlichkeit.
Buße wurde in der Urgemeinde in allen anderen Versammlungen getan und zwar bevor die Gemeinde zum Abendmahl zusammenkam und an den Tisch des Herrn trat.
Darum haben wir ja auch den Raum der Stille, wenn wir vor der Mahlfeier sagen: Wir wollen uns prüfen vor dem Herrn; wollen vor ihm Buße tun, damit wir an seinem Tisch teilhaben können.
Vor der Mahlfeier sollte gebetet und geweint, gefleht und in Ordnung gebracht, was den Herrn betrübt hat.
Während der Mahlfeier aber feiert die Gemeinde die Vergebung, den Zuspruch des Friedens Gottes und die Wiederkunft des Herrn für den sie sich bereit gemacht hat.
Da war in den ersten Gemeinden dann die Zeit gekommen, wo die anwesenden Ungläubigen in der Gemeinde die Wirkung der Erlösung sahen, sie erkannten ihre Sünden, taten Buße und bekehrten sich zum Herrn!
Die Mahlfeier der Erretten konnte also keine Trauerfeier sein mit Todeskerzen, Todesblumen und todernsten Gesichtern.
Denn die Gemeinde hatte die Kraft des vom Auferstandenen verliehenen Geistes erlebt. Sie hatte den Geist des Lebens, den Geist der Hoffnung, den Geist der Freude über Gott!
IV. Jesu Worte beim letzten Abendmahl
Was hat Jesus denn nun bei seinem letzten Abendmahl mit den Jüngern gesagt und getan? Den vollen Wortlaut seiner Reden vermag niemand mehr zu ermitteln; er ist uns nirgends aufgeschrieben! Die Überlieferungen zeigen darin Verschiedenheit.
Der ursprüngliche Wortlaut scheint der in Markus 14,22-24, also im ältesten der vier Evangelien zu sein: „Indem sie aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach es und gab es ihnen und sprach: Nehmet, das ist mein Leib. Und er nahm den Kelch und dankte und gab ihnen den; und sie tranken alle daraus. Und er sprach zu ihnen. Das ist mein Blut des neuen Bundes, das für viel vergossen wird.“
Darin liegen zwei entscheidende Gedanken:
a) Der Opfergedanke und
b) der Gedanke des Bundesschlusses.
Der Schwerpunkt liegt darin, dass Jesu Opferblut ein Blut ist, das einen neuen Bund stiftet. Dieser neue Bund ist die Gemeinde des Herrn! Aber es ist auch das Opferblut durch das Gott mit uns einen neuen Bund schließt. Jesu Tod ist die Bezahlung unserer Schuld vor Gott und bei Gott. Er ist die Kraft, die neues Leben gibt.
Ganz sicher wird der Herr noch vieles bei jenem Abendmahl gesagt haben, was uns nicht überliefert ist. Aber diese Worte und dieses Handeln Jesu am letzten Abend hat einen unauslöschlichen Eindruck auf die Jüngern gemacht. Sie wussten aus ihrer Geschichte, was es bedeutet, wenn einer für andere die Sünden trägt und sein Leben für seine Feinde hingibt.
Nicht Jesus hat die Jünger aufgefordert immer wieder das Mahl als Gedächtnismahl zu feiern. Das war der Apostel Paulus! Lukas hat erst später sein Evangelium aus der Begegnung mit Paulus geschrieben.
Vom Gesamtverständnis her geht es gar nicht anders, als dass die Gemeinde gleich nach dem Tode und der Auferstehung Jesu bei jeder gemeinsamen Mahlzeit auch das Abendmahl feierte. Später wurde es wohl nur am ersten Tag der Woche gefeiert.
Paulus sagt deutlich in 1.Kor.11, 20 + 23 dass das Abendmahl zwar schon in den Gemeinden Gang und Gäbe wäre, dass er aber – wahrscheinlich in einer Offenbarung vom Herrn – die Worte empfangen hat, die wir heute als Abendmahlsworte immer wieder zitieren. Jesus hat uns demzufolge durch Paulus die Anordnung für die Abendmahlfeier gegeben.
Das ging anscheinend so vor sich: Jesus ergriff nach dem Essen des Passahlammes ein ganzes Fladenbrot, sprach das Dankgebet, zerbrach das Brot in Stücke und reichte es den Jüngern persönlich. Dazu gab er die Erklärung: Das bin ich, mein Leib! So wird es sich auch mit seinem Leib vollziehen. Jeder nun, der zu meinem neuen Leib, zu dem neuen Bund gehört, ist mein Leib! Ihr alle zusammen seid mein Leib!
Das heißt: Wenn nun alle von dem zerbrochenen Brot essen, wird die Einheit des Leibes Christi in uns allen dokumentiert. Jeder bekam dann nicht nur ein Symbolstück vom ganzen Brot. Es wurde alles aufgegessen! Der ganze Brotlaib. Nichts blieb übrig, das nachher weggeräumt werden musste.
Am Ende der Mahlzeit wurde ein mit rotem Wein gefüllter Becher gereicht. Es war gegorener Traubensaft, ein anderes ließ sich gar nicht längere Zeit ungekühlt in jenen Gegenden aufbewahren. Allerdings wurde – wie bei allen Mahlzeiten – der Wein verdünnt zum Trinken gereicht.
Alle tranken dann aus einem Becher, obwohl für die allgemeine Mahlzeit jeder seinen eigenen Becher hatte. So sollte angezeigt werden: Ein Gefäß und ein Kelch und ein Blut ist das Zeichen des neuen Bundes an dem ihr teilhabt.
Das Wichtigste beim Abendmahl heute ist also nicht das Brechen des Brotes und das Ergreifen des Kelches, gewissermaßen als Mit- oder Nachvollziehen des Todes, das neuerliche Töten Jesu durch unsere Sünden.
Der Leib Christi ist ja schon gebrochen und das Blut Jesu Christi ist ja schon vergossen. Jesus ist schon gestorben. Die Handlung Gottes zur Erlösung ist schon vollzogen!
Wichtig ist beim Abendmahl das Teilen und das Genießen dieses ganzen Brotes; das Trinken aus einem Becher, aus diesem einen Kelch mit Wein. Das ist das Gemeinsame, das wir haben: Die Erlösung durch sein Blut!
Was nach bzw. mit der Erlösung noch aussteht, ist unsere Antwort! Also das persönliche Aneignen der Erlösung durch den einzelnen Menschen und das darauf folgende Freudenmahl der Erlösung insgesamt.
Wo mit Jubel über die Erlösung Brot und Wein gereicht wurde und wird, da zeigte sich und zeigt sich das Bild der frohlockenden Gemeinde!
V. Eine Kurzbeschreibung der acht Bedeutungen des Abendmahles:
Keine dieser acht Beschreibungen des Abendmahles kann für sich allein stehen. Sie gehören zusammen und sollen die ganze Feier, wenn auch schwerpunktmäßig unterschiedlich, bestimmen. Jeder Teilnehmer wird unterschiedlich durch den Geist Gottes während der Mahlfeier angesprochen werden. Jeder wird auch durch den Geist Gottes an der Stelle innerlich berührt, die Gott wichtig ist.
1. Das Abendmahl ist ein Gedächtnismahl.
Man spricht auch von einem Erinnerungsmahl. Paulus sagt in 1. Korinther 11, dass er von Jesus Mitteilungen über das Abendmahl bekommen habe und weitergeben müsse.
So stehen in den Versen 24+25 die Worte Jesu: „Das ist mein Leib für euch dahingegeben. Das tut zu meinem Gedenken. Ebenso der Kelch. Er ist der neue Bund in meinem Blut. Das tut, so oft ihr trinkt, zu meinem Gedenken!“ Das meint: Denkt dabei an mich!
Er sagt nicht: Das tut, damit ihr mich in euch aufnehmt! Es geht um den Grund der Leiden, des Sterbens und des Todes Jesu und dass sein Weggang Verlust bedeutet. Die Jünger zunächst sollen sich bewusst werden, dass der bislang unter ihnen lebende Jesus nicht mehr da ist.
Für uns bedeutet das, dass wir uns in geistlicher Konzentration betend mit unserem Denken und mit unseren Gefühlen daran erinnern mögen, wie groß, wie schrecklich das Leiden und der Tod Jesu um unserer Sünden willen war. Das Mahl vergegenwärtigt die Tat Jesu und beugt uns, hebt uns aber auch wieder aus der Tiefe heraus und soll uns auch immer wieder zum Dank anregen.
Nur der kann das Abendmahl zum Gedächtnis feiern, der die Aussagen der Bibel über den Weg des Messias kennt und der die Auferstehungskraft Jesu an sich selbst durch die Aufnahme Jesu in sein Leben erfahren hat.
Also ist Mahlfeier nicht nur Totengedenken, sondern dankbare Erinnerung an die Auferstehung Jesu und unsere Mitauferstehung zu einem Leben mit ihm.
2. Das Abendmahl ist ein Verkündigungsmahl.
In 1.Korinther 11,26 sagt Paulus: „Wenn ihr das Mahl feiert, verkündigt ihr den Tod des Herrn bis er kommt!“
Nicht ein toter Herr kann wiederkommen, sondern nur ein auferstandener und lebendiger Herr. Nirgendwo anders als in der Abendmahlfeier kann die Gemeinde Jesu Christi eindrucksvoller bekennen, weitersagen und den Nachweis erbringen, das Jesus Christus allein Retter, Seligmacher und Versöhner mit Gott ist.
Das ist oft ein stärkeres missionarischen Element als eine gezielte, aufreibende evangelistische Verkündigungsaktion. Abendmahl ist deshalb auch immer Kreuzespredigt und Wiederkunftspredigt bis zu dem Tag, an dem Jesus wiederkommt.
3. Das Abendmahl ist ein Bundesmahl.
„Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut“, sagt Paulus als Mund Jesu in 1. Kor. 11,25. Die Gemeinde des Gekreuzigten und Auferstandenen feiert im Abendmahl den Bund der Versöhnung und des Friedens mit Gott, der auf Golgatha geschlossen wurde.
Im Abendmahl wird zum Ausdruck gebracht, dass alle Gläubigen in einen Vertrag hineingenommen wurden, der ewig gültig ist. Er bedeutet Gotteskindschaft und ewiges Leben. Die Gläubigen sind Teilhaber am Reich Gottes geworden! Sie sind als Glieder am Leib Christi untereinander untrennbar verbunden. Wenn ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit. Sie gehen in großer Treue den gemeinsamen Weg der Nachfolge Christi und leben in aufrichtiger Einigkeit. Damit ist das Abendmahl auch gekennzeichnet als ein Liebesmahl.
4. Das Abendmahl ist ein Gemeinschaftsmahl.
„Der gesegnete Kelch, den wir segnen, ist die Gemeinschaft mit dem Blut Christi; das Brot ist die Gemeinschaft des Leibes Christi!“ So steht es bei Paulus in 1. Kor. 10,16.
Hier muss der deutliche Hinweis gegeben werden: Nicht allein der auferstandene Herr segnet das Mahl, das Brot, den Kelch, an dem wir teilhaben, sondern auch wir! Und zwar alle. Nicht nur Pastoren und Älteste, sondern alle Gläubigen, die das Brot und den Kelch an den anderen weitergeben.
Sind wir uns dessen bewusst? Geben wir den Kelch segnend nicht nur an den weiter, der neben uns sitzt, sondern an alle, die das Mahl mitfeiern? Oder schließen wir, aus welchen Gründen auch immer, jemand aus?
Die einzelnen Glieder des Leibes Christi haben Gemeinschaft mit Christus, dem gekreuzigten gestorbenen, auferstandenen und wiederkommenden Herrn und miteinander. Wenn wir gemeinsam das Abendmahl feiern und nicht nur gelangweilt teilnehmen, wird das Gemeinsame deutlich und die Gemeinschaft untereinander wird gestärkt.
5. Das Abendmahl ist ein Stärkungsmahl.
Als Christen sind wir eine neue Schöpfung. Wir sind in Christus durch den heiligen Geist neue Menschen geworden, die fortlaufende Kräftigung ihres geistlichen Lebens benötigen, um als Gläubige bestehen zu können.
Wir brauchen kontinuierliche Stärkung des Glaubens. Hoffnung muss immer wieder belebt werden. Und die Liebe braucht immer wieder neu Impulse.
Das Abendmahl hat die gleiche Kraft wie das verkündigte Wort Gottes. Wer am Abendmahl als nicht Versöhnter teilnimmt, ist nicht vor dem Bösen geschützt. Er erhält durch ihn Impulse zur Sünde, wie Lästerung, Schmähung und ähnliches.
Wenn wir das Abendmahl in der rechten Haltung feiern, löst es positive Wirkungen aus, wie Impulse der Vergebung, der Versöhnung und des Friedens.
6. Das Abendmahl ist ein Hoffnungsmahl.
Das Abendmahl ist nach Offenbarung 19,9 eine Vorfeier für das große Abendmahl im Himmel, in der Herrlichkeit bei Christus. In der Offenbarung steht: „Selig sind, die zum Abendmahl des Lammes berufen sind!“ Hier feiern wir also das Hoffnungsmahl auf Jesu Christi Wiederkunft. Unser Blick wird hier bei der Feier des Abendmahls in die Zukunft gewiesen. Und wir richten uns auf den Wiederkommenden ein und machen uns für ihn bereit.
7. Das Abendmahl ist ein Erziehungsmahl.
Das hören wir vielleicht nicht so gern. Erziehung hört sich nach Beeinflussung, nach Gewalt und Strafe an. Es geht aber um Selbstprüfung und gegebenenfalls um notwendige Veränderung. Paulus sagt in 1.Kor.11,28 dass wir uns selbst prüfen sollen, ob wir würdig sind, das Abendmahl mitzufeiern oder ob wir erst Buße und Versöhnung suchen sollen. Was Jesus in Matthäus 5,23 sagt, trifft auch auf das Abendmahl zu: „Wenn du deine Opfergabe auf den Altar bringst und es fällt dir ein, dass dein Bruder etwas wider dich hat, dann lass deine Gabe dort vor dem Altar und geh zuerst hin und versöhne dich mit deinem Bruder. Dann komm wieder und opfere deine Gabe.“
Wenn wir feiern wollen, tritt uns Gott mit seinem Wort entgegen. Damit möchte er zum Gehorsam erziehen und uns dazu bewegen, uns selbst zu erziehen. Immer wieder erinnert er uns daran, unsere Verhältnisse zu ordnen, uns kontinuierlich zu reinigen und einen vorsichtigen Lebenswandel zu führen.
Darum frage man sich vor dem Abendmahl: Wie stehe ich zu Gott und zu meinen Mitmenschen? Wo man gefehlt hat, bedarf es der Buße und der neuen Hinwendung zu Gott, der uns nicht zurückweist.
8. Das Abendmahl ist ein Dankes- und Anbetungsmahl.
So steht es im Zusammenhang mit dem Abendmahl in Apostelgeschichte 2,47: „Sie lobten Gott und ließen ihre Güte walten gegenüber dem ganzen Volk.“ Es war Lobpreis mit Herzen, Mund und Händen!
Nicht durch einen Brotkrümel und einen Schluck aus dem Becher hat der Mensch Vergebung. Das wäre zu billig und die reinste Form von Aberglaube und Magie, sondern allein der Erlösungstod und die Auferstehungskraft unseres Herrn schafft Vergebung und Frieden mit Gott!
Die Gewissheit durch Jesu Leiden, Kreuz und Auferstehung Vergebung und Versöhnung erfahren und Frieden mit Gott bekommen zu haben, gereinigt zu sein und darum das Abendmahl feiern zu können, ist Grund zur Freude und löst Dank und Lobpreis aus! Das allein wäre schon ausreichend Grund genug das Mahl zu feiern.
Darum zusammenfassend:
Lasst uns mit versöhntem Herzen, mit Jubel und Freude das Mahl feiern! Mancher meint vielleicht mit dem Hintergedanken, was in mir ist und was ich denke, sieht ja keiner, Sünde unter den Teppich kehren zu können.
Aber Gott ist einer der sieht! Er sieht mich und dich. Er lässt sich nicht blenden durch unsere Fassaden. Aber er verstößt auch den Blender und Täuscher nicht, wenn er nur ehrlich zu ihm kommt!
Nun lasst uns das Mahl des Gedächtnisses, der Verkündigung, des Bundes, der Gemeinschaft, der Stärkung, der Versöhnung, der Hoffnung; das Mal der Neugewordenen und der Erneuerten, das Mahl des Dankes, des Jubel und der Freude, das Mahl, das uns mit einem Leben mit Christus erfüllt, fröhlich feiern!